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Montag, 18. Juli 2011

We Butter The Fish With Butter

Falls ihr euch jemals gefragt habt, wie getrockneter Schellfisch schmeckt: Salzig. Und wie man ihn am besten ist: Mit Butter. Das hab ich gestern gelernt.

Die Isländer sind berühmt für ihre merkwürdigen Fischspezialitäten. Die prominenteste ist wohl Hákarl [haukarl], der vergammelte Hai. Er soll so streng (riechen und) schmecken, dass man ihn nur mit starkem Schnaps runterkriegt. Andernorts hab ich gelesen, dass Hákarl genau deshalb so beliebt ist: Weil er den besten (vor allem am besten nachvollziehbaren) Vorwand liefert, mal wieder das Glas zu leeren.

Eine andere Spezialität ist Samstag wieder ins Auge gefallen. In der Vitrine des Schwimmbads Laugardalslaug lagen zwischen Keksen, Jogurt, Limo und Bananen auch Plastikfolien mit Scheiben von ganz offensichtlich Fisch. Sonntag hatte ich noch drüber geschmunzelt, gestern wurde mir vor Augen geführt, dass das mit dem "beliebten Snack" kein Witz ist.

Notiz an mich selbst:
Es ist absolut sinnlos, wagemutig über einen freien Abhang
zu fotografieren. Man sieht es dem Foto später sowieso nicht an
Weil Kristin, die ich im Hostel kennen gelernt hatte, noch nicht die Touri-Magnete kannte hatte, wollten wir am Sonntag zum Thingvallavatn. Der liegt rund 50 km östlich von Reykjavik und ist Teil der Golden-Circle-Tour. Das spricht schon für sich, denn diese Tour machen selbst die Tagestouristen.

Der Autoverkehr zum Thingvallavatn ist ziemlich stark, aber ursprünglich wollten wir Bus fahren. Weil sich das aber als wesentlich komplizierter herausstellte, als einfach den Daumen herauszustrecken und innerlich zu hoffen, haben wir uns doch für letzteres entschieden, um zum See zu kommen.

Trampen geht in Island (zumindest rund um Reykjavik) wirklich einfach und schnell. Wir mussten nie länger als 5 Minuten warten, um mitgenommen zu werden. Gleichzeitig ist es eine prima Gelegenheit, mit den Leuten in Kontakt zu kommen und die Stimmung im Land einzufangen.
Melting Stones
In Thingvellir angekommen, sind wir durch eine Schlucht zum See gewandert. Den Weg kannte ich noch vom Urlaub vor fünf Jahren. Danach trennten sich unsere Wege: Kristin reiste weiter nach Selfoss, während ich zurück nach Reykjavik musste.

Und so kam es, dass ich nach Samstag ein zweites Mal mit Trockenfisch konfrontiert wurde. Um von Thingvellir nach Reykjavik zu kommen, habe ich verschiedene Leute gefragt, ob sie mich mitnehmen könnten. Eine dreiköpfige Familie hatte schließlich noch einen freien Sitz für mich.

Als ich die Autotür öffnete, schlug mir erstmal Fischgeruch entgegen. "Don't worry about the smell", meinte die Mutter, "it comes from this fish", und hielt eine offene Packung genau dieses Fisches in die Höhe, dessen Artgenossen noch immer in der Schwimmbadvitrine auf hungrige Isländer warten. "Would you like to try some?"

"Warum eigentlich nicht", dachte ich. Schließlich war es definitiv kein Hákarl. Und ja, man kann es durchaus essen! Ich glaub allerdings, mit trockenem Mund ist das Zeug tödlich. Ansonsten schmeckt es - nach Fisch. Salzigem Fisch. "It's delicious when you eat it with butter", wurde mir noch empfohlen. Tja, warum eigentlich nicht...

Das nördliche Ufer des Thingvallavatn [ßinkwattlawahttn]

Dazu brauch ich aber erstmal meine eigene Packung "Ysa" und eine tolerante, möglichst rein isländische Umgebung. Zufälligerweise werde ich die wahrscheinlich schon heute abend haben. Dann werde ich dieses nette Hostel verlassen, um in ein Zimmer zu ziehen.

Ich erwarte, dass ich mich dort voll auf die Arbeit stürzen kann. Es ist schon fies, wenn man ständig gefragt wird, wie lange man in Island bleibt und wohin man reist und immer wieder erklären muss, dass man zwar lange da bleibt, aber die ganze Zeit in Reykjavik ist, weil man eigentlich zur Arbeit gekommen ist.

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