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Freitag, 15. Juli 2011

Everlasting Sunset City

Ich habe gehört, in Deutschland ist es schon richtig herbstlich? Wie gut, dass ich in Reykjavik bin. Auf meiner Tour durch die Stadt heute hab ich streckenweise befürchtet, noch einen Sonnenstich zu bekommen. Der sonst so scharfe Wind war allenfalls ein angenehmes Sommerlüftchen. Und auf einen schönen Tag folgt ein noch schönerer und schier endloser Sonnenuntergang... Jetzt ist es zwei Uhr morgens und der Himmel ist noch immer rot. 

Ich bin in Island! Wand"installation" in der Hverfisgata

So schön wie das Wetter war, so ernüchternd war leider der erste Recherchetag. Villi Knudsen, Inhaber des Red Rock Cinemas und Hauptakteur meiner Recherchetour, ist ein alter Mann. Solange die Leute in Island sind, werde ich sie auftreiben, dachte ich mir. Aber ihre körperliche Konstitution hab ich dabei überhaupt nicht bedacht. 

Zuvor hatte ich ihn persönlich noch am Telefon, wo er sagte, ich solle vorbeikommen, wann immer ich möchte. Vor Ort konnte er mich selbst aber nicht empfangen. Stattdessen wurde mir gesagt, er wäre schwach und könne kaum laufen, geschweige denn reden. Vor dem Wochenende würde das nichts - ich solle es am Montag noch einmal probieren. 

Das ist schon schade, um nicht zu sagen, ganz schön doof, denn ich wollte ihn eigentlich drei- bis viermal treffen. So wie es aussieht, kann ich froh sein, wenn ich ihn länger als eine Stunde sprechen kann. Nun gut - andererseits bin ich jetzt seit rund 24 Stunden im Land, und noch etwa 480 liegen vor mir. Da kann man sich auch mal in Geduld üben. 

Nerd-Detail auf dem Weg zur Red Rock Cinema

Vielleicht war es auch der Zorn der Elfen, den ich mir vorher zugezogen hatte. Nach dem Frühstück hatte ich im Reiseführer gelesen, dass just jeden Freitag nachmittag in der Elfenschule Kurse für Touristen gegeben würden. Is klar, dachte ich mir, und stiefelte einmal durch Downtown Reykjavik. Vor Ort gab es Waffeln, die wahrscheinlich die Geschichten der ganzen Figuren glaubwürdiger machen sollten. "People from Germany and other countries are always so hard to convince." Deshalb dauert der Kurs auch 3-4 Stunden. 

Weil ich bei so viel Gähnstoff drinnen und so viel Sonnenschein draußen nicht viel Lust verspürte, mir das komplette Programm anzuhören, und dafür 40 Euro zu bezahlen, verabschiedete ich mich früher. Den Lehrer kann ich später auch noch gesondert interviewen. Einen ersten Eindruck habe ich. Und der lässt mich zweifeln: Ist eine selbsternannte Elfenschule wirklich eine Geschichte Wert? Sollte ich dem Zeug wirklich ein Sprachohr werden, und wenn ja, wie kann ich das vertreten? Und: Wer kauft mir das ab?
Krabat, komm auf die Mühle nach Schwarzkolm... - Streetart in Downtown Reykjavik
So richtig ergiebig war das heute also nicht. Dafür habe ich zwei nette neue room mates bekommen, Kristin aus Schweden und Dirk aus Kalifornien. Zu dritt waren wir Abendessen. Ich habe jetzt beschlossen, in den kommenden Tagen nur noch Fisch zu essen. Wo man schon mal in Island ist, kann man ruhig mal Fisch essen statt Pizza. Mann, war das lecker. 

Mit Kristin werde ich morgen auf den Mount Esja klettern. Das Wetter soll so werden, wie es heute war. Vielleicht werde ich dann tatsächlich einen Sonnenbrand mitnehmen. Denn wenn ich eines nicht für den Island-Trip geplant habe, dann war es, Sonnencreme und -brille einzupacken. Immerhin lässt der Sonnenbrand von heute bisher auf sich warten. 

Just in case you didn't know

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