Genauso selten liest man über Island vom allgegenwärtigen Faule-Eier-Geruch, der in der Luft hängt. Leicht auf den Straßen von Reykjavik, stärker manchmal auf dem Land, unerträglich auf den Schwefelfeldern. Er sitzt in den Rohren, aus denen das Wasser für die Dusche und den Tee kommt, den man nicht kochen kann, weil er immer bitter schmeckt.
Man liest aber auch nicht vom Horizont und vom Himmel. Sie scheinen in Island ferner und weiter als irgendwo sonst. Vielleicht sind es die fehlenden Bäume und die mickrige Vegetation, die den Blick frei geben auf endlose Ebenen und sanfte Hügel. Und nichts, das davon ablenkt, keine Häuser, kein Leben. Geröllfelder und Eiswüsten und dahinter das Meer. Darüber Wolken, die zweidimensional am Himmel hängen wie Papierfetzen, höher als sonst.
So ist mir Island in Erinnerung geblieben. Vor fünf Jahren entstand das Bild. In einer Woche werde ich zum zweiten Mal in Reykjavik landen. Diesmal allein, und nicht zum Urlaub, sondern zur Arbeit. Im Gepäck habe ich Notizblöcke und Stifte, Kamera, Linsen und Aufnahmegeräte. Drei Wochen werde ich bleiben. Ich hoffe auf Vulkane, nette Menschen, spannende Geschichten, Fotos wie damals, Wale, Eis und Elfen. Und einen Horizont, der so weit ist wie die Tage lang.
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