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Mittwoch, 27. Juli 2011

All work and no play makes Jack a dull boy

Vorneweg möchte ich einmal auf mein neues Lieblingsblog verweisen: "If we don't, remember me." Dort bastelt jemand regelmäßig animierte GIFs aus winzig kurzen Filmmomenten zusammen (zum Beispiel dieses). Das ist wunderschön anzusehen und macht viel Spaß, finde ich. But now for something completely different.

Gestern sind die prophezeiten Islandtiefs tatsächlich dort angekommen, wo sie hingehören. Nach anderthalb Wochen Sonnenschein und blauem Himmel (ich kann es nicht oft genug schreiben, weil es einfach so ungewöhnlich war/ist (wir wollen mal die Hoffnung nicht aufgeben)) hat sich Island zumindest im Westen gestern von seiner typischen Seite gezeigt. Und wie.

Different shades of green, inklusive Regentropfen auf der Linse
Jules aus New York hatte im Hostel eine Notiz hinterlassen, dass sie jemanden sucht, der sich mit ihr die Mietkosten für ein Auto teilt, um damit die Golden-Circle-Tour abzufahren. Das ist eine Strecke, die insgesamt irgendwas um die 150 Kilometer hat und auch von Tagestouristen gemacht wird, weil sie so etwas wie "Iceland in a nutshell" ist.

Die Strecke führt von Reykjavik zum Thingvallavatn, zum Geysirgebiet Haukadalur, zum Wasserfall Gullfoss und schließlich zur Blauen Lagune. (Fast) alle Straßen sind asphaltiert, was außerhalb von Städten echt nicht die Regel ist. Unser Auto war das billigst- und kleinstmögliche im Verleih und hat trotzdem rund 60 Euro/Tag gekostet. Es war... silber. So viel weiß ich noch. Vielleicht war es ein Toyota? Wir sind jedenfalls immer wieder über die Parkplätze gelaufen und haben versucht, alle in Frage kommenden Autos zu öffnen ("Is it this one? Or this one? Look, this one? Probably it is this one...").

Standbild
Die Fahrt war wunderbar, wobei ich mich or allem in Kreisverkehren über den dünnen Verkehr in Island gefreut habe - das machte die Tatsache, dass wir grundsätzlich in der Innenspur gefahren und ohne Blinken abgebogen sind, wesentlich entspannter... Und ich weiß jetzt auch, dass man in den USA rote Ampeln überfahren darf, wenn offensichtlich niemand im Weg ist.

Die Route führte zu erst einmal zum Thingvallavatn, den ich zuletzt erst vor einer Woche gesehen hatte (da ist man mal fünf Jahre lang nicht dort, und dann gleich zweimal innerhalb von zwei Wochen...). Die grauen Wolken passten diesmal wesentlich besser zur Gegend, das ganze Moos wirkte viel weicher und grüner - wirklich hübsch anzusehen.

Ein echter Geheimtipp! - Oder doch nicht?
Außerdem sind wir zu einem kleinen Wasserloch gekommen, dass ich beim letzten Mal nicht gesehen hatte. Das Wasser war unglaublich klar und blau, abgesehen von den vielen Münzen, die irgendwelche Leute darin hinterlassen hatten. "So ein hübscher Ort, muss man sich mal merken!", dachte ich noch - bis uns auf dem Rückweg ein deutsches Paar nach (offensichtlich) eben diesem Wasserloch fragte. Das ist wohl doch nicht so ein Geheimtipp...

Man könnte meinen, vom Thingvallavatn zum Geysir wäre die Strecke gut ausgebaut, wo sie doch so oft befahren wird. Tatsächlich führt sie über 18 Kilometer Gravel Road. Das heißt: Wellblech und Kiesel. Die Straße ist unbefestigt und ausgespült, sodass man nach einer Weile ordentlich ins Schwimmen kommt.

Crystalised
"Meinst du, es ist besser, wenn ich langsamer oder schneller fahre?" - es war die Wahl zwischen Pest und Cholera. Na, so schlimm wars nicht, aber nach den 18 Kilometern haben wir uns über glatten Asphalt sehr gefreut.

Im Geysirgebiet gibt es nicht nur heiße Quellen, sondern auch den Geysir "Geysir" (der allen anderen Geysiren seinen Namen gegeben hat, heute allerdings fast nur noch ruht) und den Geysir "Strokkur", der etwa alle Viertelstunde in die Luft geht. Total stark! Das ist besser als Kino. Rund um die Geysire sind außerdem heiße Quellen, die ständig vor sich hin blubbern. Das ist wie in einem natürlichen Abenteuerpark, nur dass man nirgends auf den Knopf drücken muss.

Obligatorisches Strokkur-Foto. Die Fontäne fällt
hier grad zusammen, sie wird ca. 15 m hoch
Inklusive Abenteuerpark-Besucher - wir waren gegen halb elf aufgebrochen, scheinbar der Haupt-Touristen-Verkehrszeit. Einige haben wir tatsächlich an zweien der drei Orte gesehen - zur Blauen Lagune hat es die wenigsten getrieben, aber dazu später mehr. Am besten finde ich immer noch die Exemplare, die mit ihren Camcordern minutenlang grüne, verhangene Landschaft filmen. Hooray for the patient relatives.

Übrigens kann man auch blaues Wasser minutenlang filmen
Die dritte und letzte Aktiv-Station sollte der Gullfoss sein. Das ist ein echt schöner, imposanter Wasserfall, auf dieser Tour der am nächsten im Landesinneren gelegene Spot. Diese Info möchte ich an dieser Stelle schon einmal fallen lassen. Imposant war sicherlich auch die Landschaft auf dem Weg dorthin - wenn man sie gesehen hätte. Tatsächlich hatte sich das Wetter mit jedem Ziel kontinuierlich in all seiner Schlechtigkeit gesteigert.

Am Gullfoss angekommen hat es dann einfach nur noch geregnet. Und zwar von allen Seiten, dank Wind, dem einzigen, was von dem schönen Wetter der letzten Tage geblieben ist. Stark, wie viele Leute es trotzdem noch bis zu den letzten Klippen gemacht haben - und wie mutig sie mit ihren Kameras gegen Regen und Sprühwasser gekämpft haben. Ja, auch ich habe natürlich dazugehört. Und was bin ich froh, dass es meine Kamera überlebt hat!

"Und manchmal schien das Wasser sogar von unten nach oben zu kommen..."
Im angeschlossenen Touristencenter hab ich ihr dann erstmal eine Packung Servietten und wir, Jules, und ich, uns einen warmen Kaffee gegönnt. Mittlerweile war es kurz nach sechs und wir bis auf die Knochen durchgeweicht - beste Voraussetzungen also, um den Tag in der Blauen Lagune ausklingen zu lassen.

Der Weg dorthin war anfangs ein Rückweg - allerdings nicht bei uns. Wir sind erstmal in die entgegengesetzte Richtung abgedüst, immer tiefer ins Nichts hinein. Aber immerhin auf einer asphaltierten Straße! Als uns allerdings nach einer Viertelstunde kein einziges Auto begegnet war und auch erst eine Abzweigung ausgeschildert worden war - kam uns das doch komisch vor. Nicht viel später kam dann auch die Aufklärung: In Gestalt des Hinweises "Gravel Road in 1 km".

Jules, icke und der Gullfoss. Nass-in-Nass
Im Nachhinein waren wir tatsächlich in die komplett falsche Richtung gefahren, nämlich voll ins Land hinein. So hatten wir den drei Golden-Circle-Spots noch einen vierten hinzugefügt: Ein Miniausflug ins isländische Outback. Wüste, Wüste, Steine und Wüste und Nebel. Das sollte sich nur unwesentlich ändern, als wir wieder auf dem richtigen Weg waren. Nur tauchte jetzt ab und an noch ein Haus am Straßenrand auf.

Die Blaue Lagune ist ein Mineral-Thermal-Bad mit bis zu 40 Grad heißen Quellen. Die hatten wir jetzt bitter nötig. Die letzte Probe, der wir uns stellen mussten, war allerdings der Weg vom Parkplatz zum Eingang der Besucherräume. Mittlerweile waren Regen und Wind wirklich fies geworden. Ach, hab ich schon erwähnt, dass Becken der Blauen Lagune fast ausschließlich im Freien sind?

Das ist zwar noch mal der Gullfoss, aber "annähernd"
so wars auch in der Blauen Lagune...
Man kann es so und so sehen: Einerseits gibt es sicherlich bessere Tage, um in ein Außenschwimmbad zu gehen. Andererseits: Schönwetterplanschen kann ja jeder! Whirlpools haben wir jedenfalls nicht gebraucht, so stark pfiff der Wind über die Wasseroberfläche. Das war wirklich spaßig. Und als die Regentropfen so schwer waren, dass es schon wehtat, sind wir schnell in die Dampfsauna gegangen.

Es war jedenfalls herrlich - trotz des horrenden Eintritts muss man einfach mal dort gewesen sein! Jules hat auch ein paar witzige Fotos gemacht, die ich hoffentlich bald bekomme. Es war gar nicht so leicht, die Kamera vor dem Wasser zu schützen, das durch den Wind ständig hochgepeitscht wurde.

Was für ein Touri-Tag! Inklusive klassischem Islandwetter. Das war wunderbar, zur Abwechslung - in jeder Hinsicht :)

So schön kann die Aussicht aus einem trockenen, warmen Auto sein!

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