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Mittwoch, 20. Juli 2011

It's Oh So Quiet

Outside. Abends, bzw. nachts, aber dem Gefühl nach eher abends, ist es so still draußen. Kaum ein Auto fährt vorbei, von vorbeilaufenden Fußgängern ganz zu schweigen. Und Vögel singen hier auch nicht. Keine kreischenden Möwen, obwohl meine neue Unterkunft fast direkt am Wasser liegt. 

Nachts gegen halb zwei auf dem Heimweg
Ich wohne jetzt westlich der Innenstadt, in einem winzig kleinen Zimmer. Eine Matratze passt hinein, und wenn mein Rucksack daneben steht (der große), geht grad noch so die Tür auf. Hinzu kommt, dass die Decke schräg ist, weil die Wohnung direkt unterm Dach liegt.

Aber im Zimmer bin ich auch nur zum Schlafen. Ansonsten sitz ich im sehr gemütlichen Wohnzimmer, da macht die Zimmergröße nichts aus. Vom Badezimmer und von der Küche aus kann man bei gutem Wetter bis zum Snaefellsjökull sehen. Ein toller Ausblick beim Zähneputzen...

Hafenbecken-Impression
Wenn man in den Hausflur kommt, riecht es nach frischer Wäsche. Zusammen mit dem Teppich auf den Treppenstufen ist das schon ein bisschen heimelig. Die meiste Zeit bin ich allerdings in der Stadt unterwegs. Der Arbeitsalltag unterscheidet sich erschreckend wenig von daheim: Morgens aus dem Haus gehen, abends viel zu spät heimkommen.

Fat crabby crab, noch eine Hafenimpression
Heute war ich erneut an der Askja, dem Geologen-Institut der Uni Island. Ich hab mich mit Helgi Björnsson getroffen, er ist Glaziologe und hat die Gletscherläufe untersucht, die vor einer bzw. zwei Wochen bei der Katla und unter dem Vatnajökull aufgetreten sind. Erstere hatte damals eine fünf Meter hohe Welle erzeugt, die so gewaltig war, dass sie die südliche Ringstraße hinter Vik zerstört hatte.

Die zweite Flut war zwar nicht ganz so gewaltig, aber dafür unvorhergesehen. Sie hat sich in einem Gebiet ergossen, das nun wirklich nicht stark erschlossen ist. Die Frage ist nun, ob die Fluten von Seen unter dem Gletschereis erzeugt wurden, weil diese "aufgebrochen" sind, oder ob sie tatsächlich von Mini-Eruptionen unter dem Eis kommen - weil dort die Erde schon aufgebrochen ist.

Weiße Flecken auf der Landkarte
Um das herauszufinden, hat Helgi seine Proben an Sigurdur Gislason gegeben. Der ist Geochemiker und zieht anhand des Mineraliengehalts im Gletscherwasser Rückschlüsse auf die Ursache der Läufe. Er macht quasi ein Blutbild der Flut.

Wie das genau funktioniert, was Gletscherläufe sind, womit Sigurdur zu kämpfen hatte und was er letztlich herausgefunden hat - das alles hab ich nicht nur auf Band, sondern darf es auch für einen Radiobeitrag verarbeiten. Juchu!

200g Eyjafjallajökull-Aschen-Mehl im Glas
Morgen früh treff ich außerdem Armann Höskulsson. Der ist Vulkanologe und beschäftigt sich mit dem Meeresboden um die Westmännerinseln, die vulkanischen Ursprungs sind. Dort ist momentan aber nicht so viel los, verglichen mit den Aktivitäten in Südisland.

Beide, Helgi und Sigurdur, sind sich sicher, dass die Hekla sehr bald ausbricht. Die Frage ist nicht mehr, ob, sondern wann es passiert. Ich verfolge den Erdbebenticker immer gespannter...

...und esse zwischendurch Eis. Mit Lakritze

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