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Sonntag, 16. Oktober 2011

In Fetzen

Er steht auf. Geht ein paar Schritte und sagt dann: Schön ruhig hier. Ich blicke auf. Aktenkoffer, graues Jackett, dunkle Hose. Bis eben saß er auf der Nachbar-Bank, vielleicht zehn Minuten lang. Jaja. - Bist du auch allein da? Er versucht ein Lächeln, zögert kurz, um vielleicht doch noch länger zu bleiben. - Nee, ich warte auf jemanden. Lass mich mal bitte eben allein in meiner Blase, setz ich im Stillen hinzu. - Wirklich schön ruhig hier, sagt er noch einmal und dreht sich dabei um. Er geht quer über die Wiese, aus dem Schatten in die Sonne. Was war das denn, denk ich noch, bevor ich mich wieder dem Telefon widme. Schöne neue Welt. Alles, worauf ich warte, bin ich selbst und dass drei Sätze endlich in ein Schema passen. 140 Zeichen für „Audur Ava Olafsdottir sagt: Ich nutze jede freie Zeit zum Schreiben, jede Kaffeepause und selbst die 20 Sekunden Wartezeit an der Ampel. Auf die perfekte Eingebung zu warten, ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann.“ Audur Ava Olafsdottir sagt 81 Zeichen zu viel.

Das letzte Grün im Jahr, die sinkende Sonne und ausufernde Parkwiesen. Mit dem Kopf im Nacken sind es 360 Grad Baumkrone. Eine dunkelgrüne Bordüre am Rand einer blassblauen Kuppel. Über ihre Decke ziehen weiße Schlieren und ein Flugzeug. Das Rauschen mischt sich mit dem Straßenlärm, hinter den Bäumen ist die Autobahn, Joggerschritte kratzen rhythmisch über den Kies. Jemand hat sein Rad auf dem Grün drapiert, gut sichtbar für alle. Er steht daneben, die Hände gegen die Herbstluft in den Taschen, als würde er mitten auf der Wiese seine Verabredung erwarten. Du erkennst mich am Fahrrad, lass es das Zeichen sein.

Diese Straße kenn ich nicht. Erst das Ende ist vertraut. Esprit und Kaufhof blinken mir entgegen. Ab dort weiß ich den Weg. Dazwischen schlängeln sich Massen, ein menschlicher Strom aus Jacken, Schals und Winterschuhen. Ich will nicht, denke ich und klammer mich an meine Tasche, zu viel, zu viel. Zwischen den Platanen ist immer eine Schneise, ich schwimme zu dieser Sandbank im Körpermeer, hab sie fast erreicht, als: Entschuldigen sie, wo ist denn hier der Levis Store? - Was? - Der Levis Store. - Keine Ahnung, soll der hier sein? - Ja, an der Hauptwache, es ist wegen der Glamour Shopping-Week. Glämma, denk ich, aber sie spricht es aus wie Glämmor. - Und wissen sie, wo der Buffalos-Laden ist? - Nein. Buffalos-Laden? Sowas gibt's? - Der soll hier auch irgendwo sein. - Tut mir leid. - Trotzdem danke. Sie verabschieden sich und werden sofort wieder zum Teil der Menge, grau und schwarz und braun, perfekt untergetaucht. Ich will hier weg.


Donnerstag, 11. August 2011

Brückenkunst

Ein Nachtrag zum Wochenende. 

Rollei-Knipse, Photoshop

Open Air Gallery auf der Oberbaumbrücke. Anti-Biermeile. 

Freitag, 5. August 2011

Alle meine Mädchen

Bei Air Berlin wird man schon kurz nach eins mit "Guten Morgen" begrüßt. Ich bin müde, hungrig und zufrieden. Wann sagt eigentlich jemand den Stewardessen, dass ihr Ansage-Singsang über geschätzte drei Oktaven alles andere als wohlfühlend ist. "Ich hasse sie" geht jetzt die Ansage, ach nein, es wird zu "Ich heiße sie". Herzlich Willkommen an Bord.

"Der Hund will nie in die Box, aber Plastiktüten funktionieren wunderbar!" Anna gab mir den Tipp, den Rucksack zwischen Wiegen und Einchecken zum Schutz in blaue Müllsäcke zu verpacken und die mit Klebeband zu fixieren. Und: Mit dem Klebeband stabile "Henkel" zu basteln, damit die Gepäckleute wissen, wo sie das Ding anpacken können.
Während der Gepäckrückgabe in Tegel stoppte das Band, nachdem drei Viertel aller Gepäckstücke ausgegeben waren. Ich stand nah an der Trennwand und konnte hören, was sich die Packer zuriefen: "Nee, hier kiek doch mal! Da sind doch so ne Dinger dran! Probier ditt mal!" - und kurz darauf kam auch mein blaues Plastikmonster aufs Band. Hm... 
Vor fast 24 Stunden hab ich Island verlassen. Dieser Tag hatte für mich 22 Stunden, davon eine im Schlaf? Zwei? Wenn ich mich irgendwo hinsetze, kann es passieren, dass ich nicht mehr aufstehe. Zum Beispiel im Flur auf dem Boden in der Wohnung meiner Eltern, wo ich den Schlüssel zu meiner Wohnung gefunden habe. Nicht etwa in einem meiner Rucksäcke, wie es optimalerweise der Fall gewesen wäre. Was hab ich für ein Glück, dass Jule auch um acht Uhr morgens auf die Türklingel reagiert!

Nachdem daheim mein Rucksack explodiert ist, sieht es in meinem Zimmer jetzt ähnlich aus wie in Villi Knudsens Schneideraum. Ich hoffe, dass das nicht auch zum permanent state of chaos wird. Ein Wunder, dass der Wäscheständer noch nicht in die Knie gegangen ist. Um ihn und dem Rest kümmere ich mich morgen, wenn ich mein nächstes Projekt starte: Pflaumenkuchen. Aus den Pflaumen, die ich heute mittag mit meiner Schwester und zwei Freundinnen gepflückt habe.

Und Johannisbeeren!
Hinterher traf ich mich mit Steffi, die mich Stephan vorstellte - der mir heute noch die Haare geschnitten hat. Und eine Probesträhne gefärbt. Die ist rot, der Rest solls auch werden. Der Haarschnitt... vor zwei Wochen noch war ich ganz wild darauf, sie (relativ) richtig kurz zu schneiden, 15 cm, strubbelig. Und jetzt... sind mir doch Bedenken gekommen und sie sind erstmal zwar kürzer, aber richtig gut geschnitten. Argh, ich muss darüber schlafen, endlich mal! Lang, kurz? Kurz, lang?

Oder doch lieber kurz? Und doch lieber ein kaltes Rot? Das beschäftigt mich. Und der Pflaumenkuchen. Und dann sind da ja noch diverse Texte, Geschichten und Manuskripte, die auf mich warten... Projekte, Projekte!

Ich kenne noch jemanden, der ständig auf fünf Hochzeiten gleichzeitig tanzte. Er sich mit all seinen Vorhaben so sehr verrannt, dass er jetzt gegen die Windmühlen des unorganisierten Chaos kämpft. Womöglich wird meine Geschichte über ihn ein Plädoyer für das Abbrechen.

Übrigens wähle ich meine Schuhe immer nach dem Obst aus, das ich an diesem Tag pflücken werde
Ich werde weiter hier bloggen, diesmal aus der Heimat. Ich hoffe, in ähnlicher Regelmäßigkeit. Schließlich ist in dieser Island-Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen! Und außerdem macht mir die Bloggerei Spaß, ob mit oder ohne Comics. Btw - vielleicht kommen ja auch davon mal wieder welche... das ist ja schließlich auch noch so ein Projekt.

Donnerstag, 4. August 2011

Im Land von Skyr und Lakritze

Kann man sich eigentlich mit Phosphor vergiften? Denn ich geh mal davon aus, dass "Fosfór" die entsprechende Vokabel ist. Dann habe ich in den letzten Tagen meinen kompletten Tagesbedarf an Phosphor mit Skyr gedeckt. Laut Nährwertangaben haben 100g von dem Zeug 138mg Phosphor in sich, was 17,2 Prozent der empfohlenen Tagesration entspricht.

Skyr ist wie eine Mischung aus Quark und Joghurt und ich werde es wieder einmal vermissen. Leider kann man das Zeug ja schwer im Flugzeug transportieren... Lakritze hält da mehr aus. Deshalb sind jetzt sämtliche Zwischenräume in meinem Rucksack damit gefüllt. Noch etwas, das ich vermissen werde - wenn man da auch noch in Deutschland leichter rankommt.

Was ich auch vermissen werde, ist der tägliche Blick durch das Küchenfenster auf den Snaefellsjökull. Den Meer-Geruch beim Joggen. Die Joggingstrecke überhaupt! Das Softeis. Die klare Luft. Und irgendwie auch den komischen Geschmack des Leitungswassers. Wahrscheinlich wird gerade dadurch der Kaffee hier so gut?

In den letzten Tagen ging es bei meinen Recherchen noch einmal ziemlich rund. Ich glaube, ich hab jetzt alles zusammen. Es war sehr gut, dass ich hier gewesen bin - ohne dem hätte ich die Einblicke niemals kriegen können! Was mir jetzt noch fehlen sollte, kann ich mir auch von daheim aus raussuchen. Und ich kenne jetzt die Personen, die ich zur Not ansprechen muss.

Heute habe ich noch eine kleine Geschichte recherchiert, die ebenfalls mit Vulkanen und Touristen zu tun hat: Ich habe den Typen getroffen, der sehr erfolgreich T-Shirts mit Vulkan"sprüchen" produziert - wie "which part of Eyjafjallajökull don't you understand?" und zudem Vulkanasche in Gläsern verkauft. Ich hoffe, ich krieg die Geschichte irgendwo unter - sie ist ziemlich witzig, glaub ich!

In zehn Minuten holt mich Adrian mit dem Auto zum Flughafen ab. Er fährt dorthin, weil zufälligerweise seine Eltern heute und zur genau passenden Zeit ankommen! Um 1.45 Uhr Ortszeit geht mein Flieger - und um 6.45 Uhr Ortszeit komm ich nach drei Stunden Flug an. Die perfekte Zeit, um in den Tag zu starten =___= Um es mit Björk zu sagen: I am leaving this harbour... Denn weder Katla noch Hekla sind letztendlich noch ausgebrochen. Tschüss Reykjavik!

Tschüss Snaefellsjökull!

Dienstag, 2. August 2011

Frau und Schuhe

Achtung: Kein Frustkauf!
Ich sah sie das erste Mal im Fenster von Manía, einem Schuhladen auf der Laugarvegur. Sie gefielen mir auf Anhieb, obwohl mein zweiter Gedanke war, dass sie viel zu hoch wären! Und der dritte: Aber probieren kann ich es ja trotzdem mal. Und sie liefen sich überraschend gut! Nachdem gestern ein isländischer Feiertag war, hab ich mein Vorhaben heute wahr gemacht (und das letzte Paar in meiner Größe bekommen...). Ein schönes Andenken, denn was bringt man sonst aus Reykjavik mit, wenn nicht Schuhe, is klar... 12 cm Absatz, 3 cm Plateau. Makes me 1,82 now.

Die taube Nuss

You see, there have been several journalists here until now. And nobody asked the questions you did. Das sind ziemlich komische Fragen. Ich weiß nicht, wofür du die Informationen brauchst. Was soll das für ein Artikel werden? Er nimmt einen großen Schluck Wasser und stellt das leere Glas hastig vor sich ab. Er kneift die Augen zusammen. Ich weiß, man könnte meinen, ich wäre ein Spion oder von der Konkurrenz oder so. - Ja, das kommt mir alles sehr komisch vor, sagt er misstrauisch und sieht mich an, als würde er einen Beweis auf seine Vermutung in meinem Ausdruck suchen.

Ich bin nicht da, um einen Reisebericht zu schreiben. Ich will nicht nacherzählen, wie Leute ihr eigenes Business schön reden. Das ist nicht meine Aufgabe. In den letzten Tagen habe ich einiges in Sachen Fragetechnik und Einfühlungsvermögen gelernt. Der Termin heute morgen war ein ziemlicher Kantenritt.

Spooky Arbeitsplatz
Gestern habe ich mich nun schon zum dritten Mal mit Villi Knudsen getroffen. Meine anfängliche Euphorie ist mittlerweile ziemlicher Ernüchterung gewichen. Scheinbar ist am Ende einer Reportage-Recherche wirklich nichts so, wie es am Anfang schien! In diesem Fall hat es sich jedenfalls ganz und gar nicht zu dem entwickelt, was ich mir vorgestellt habe.

Die Ergebnisse sind witzig und überraschend, jedenfalls für mich. Das kann ich mittlerweile sagen. Gestern war ich am Ende des Tages noch so voll Wut, dass ich in der Nacht sechs Seiten voll mit Notizen gekritzelt habe, bis mir die Hand brannte und die Augen zufielen.

In den letzten Tagen habe ich meine bisherigen Aufnahmen der Recherche abgehört und mir über meine eigenen Fragen die Haare gerauft. Kein Wunder, dass da nichts rauskommt! Hätte ich mich manchmal am liebsten selbst angeschrieen, und noch lauter hätte ich schreien können, als ich gestern beim vorerst letzten Interview-Termin saß, um die Sachen festzuklopfen, die mir so zweifelhaft erschienen.

Phew, calm down!
Immerhin kann ich sagen, dass ich all die Einblicke, die ich hier bekommen habe, nie hätte gewinnen können, wenn ich von daheim aus recherchiert hätte. Diese Reise ist ein enormes Lehrstück für mich, in jeder Hinsicht. Die letzten Tage nutze ich, um Wissenschaftler zu treffen und mich noch mehr mit Vulkangeschichten zu befassen.

Seit ein paar Tagen führe ich ein Recherche-Tagebuch (ziemlich erfolgreich, ehem...), ein sehr großes Hilfsmittel - und schönes Andenken, natürlich. Selbstgemacht! Ich musste es kaufen. Es lag in einem Laden in der Laugarvegur, der Haupteinkaufsstraße hier, und lachte mich mit eben diesem Zitat an, das mir seit ein paar Tagen im Kopf herumschwirrt.

        
All work and no play makes me a dull girl        ...und so siehts von innen aus
Nur noch zwei Tage, eigentlich! Am Freitag in aller Früh geht es wieder zurück. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass mir hier fast die Hand vom Schreiben abfällt. Und vielleicht wird ja meine Zeit doch noch unfreiwillig verlängert - wenn doch noch ein Vulkan ausbricht...

Samstag, 30. Juli 2011

Tun und Lassen

        
         Guter Eisbär                Guter Eisbär        Böser Eisbär
...weil echter Eisbär! Da liegt ein echter Eisbär im Schaufenster! Auf dem Tisch darüber steht eine Vase, gefüllt mit hohlen Eiern. Man kann sie in der Vergrößerung erkennen. Schwieriger wird es vielleicht mit den Skulpturen in der linken Vitrine: Sie sind weiß, elfenbein-weiß, denn sie sind aus Wal-Elfenbein geschnitzt. Darüber hinaus drapieren diverse Pelze das Ensemble.

Was soll das? Wozu? Jaja, Tradition. Auf der Laugarvegur preisen mindestens drei Restaurants Wal-Menüs an. Es gibt Wal-Suppe, manchmal auch Hummersuppe, was die Sache auch nicht besser macht, als Hauptgang Zwergwal (Mink-Wal) und abschließend einen Nachtisch, der hoffentlich im Hals stecken bleibt.

Mann, ich würde gern richtig schlagende Argumente in der Hand haben, stattdessen kann ich nur auf Wiki-Wissen verweisen: Wissenschaftler schätzen den weltweiten Bestand von Minkwalen auf etwas bei 380 000, die japanische Regierung geht von 600 000+ aus. So oder so ist das die Bevölkerung einer mittelgroßen deutschen Stadt, wenn man so will, nur, dass sie sich über den kompletten Globus verteilt.

In diesem Jahr dürfen 1 200+ davon gefangen werden. Das gilt dann als nachhaltig. Die Tiere werden mit acht Jahren geschlechtsreif und tragen zehn Monate lang, alle zwei Jahre können sie trächtig werden. Das ist doch schon über den Daumen gepeilt alles andere als nachhaltig. Es gibt Sachen, die macht man einfach nicht.

Wenn ich über meine Ernährungsweise nachdenke, vor allem in Sachen Fleisch, würde ich mich als Reprodukionsraten-Vegetarier bezeichnen. Gibt es so eine Bewegung schon, ich esse Tiere nach ihren Reproduktionsraten. Hier gibt es zum Beispiel auch Puffin-Menüs, sie werden meist parallel zu den Wal-Menüs angeboten. Da hätte ich wesentlich weniger Skrupel.

Ich würde mich gern noch einmal richtig mit den Walen beschäftigen, aber leider hält mich die Vulkan-Recherche sehr auf Trab. Es scheint, als würde sich das Vulkankino selbst als Seifenblase entpuppen. Die Recherchen sind unglaublich zäh und bringen nicht viel Gehalt hervor. Momentan ordne ich meine Gedanken und Aufnahmen und überlege, was sich so machen lässt. Morgen gibt es dazu vielleicht noch ein genaueres Update...

Just another archive-photo. Aber ob das wirklich ausreicht? Hmm...

Donnerstag, 28. Juli 2011

The Archives

Heute habe ich zum zweiten Mal Villi Knudsen besucht. Er filmt Zeit seines Lebens Vulkanausbrüche und zeigt sie in seiner "Volcano Show". Heute durfte ich mir seinen Schneideraum ansehen. Dieses sind ein paar Details daraus. 





Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt und bedürfen zum Abdruck meiner Genehmigung. Danke!

Mittwoch, 27. Juli 2011

All work and no play makes Jack a dull boy

Vorneweg möchte ich einmal auf mein neues Lieblingsblog verweisen: "If we don't, remember me." Dort bastelt jemand regelmäßig animierte GIFs aus winzig kurzen Filmmomenten zusammen (zum Beispiel dieses). Das ist wunderschön anzusehen und macht viel Spaß, finde ich. But now for something completely different.

Gestern sind die prophezeiten Islandtiefs tatsächlich dort angekommen, wo sie hingehören. Nach anderthalb Wochen Sonnenschein und blauem Himmel (ich kann es nicht oft genug schreiben, weil es einfach so ungewöhnlich war/ist (wir wollen mal die Hoffnung nicht aufgeben)) hat sich Island zumindest im Westen gestern von seiner typischen Seite gezeigt. Und wie.

Different shades of green, inklusive Regentropfen auf der Linse
Jules aus New York hatte im Hostel eine Notiz hinterlassen, dass sie jemanden sucht, der sich mit ihr die Mietkosten für ein Auto teilt, um damit die Golden-Circle-Tour abzufahren. Das ist eine Strecke, die insgesamt irgendwas um die 150 Kilometer hat und auch von Tagestouristen gemacht wird, weil sie so etwas wie "Iceland in a nutshell" ist.

Die Strecke führt von Reykjavik zum Thingvallavatn, zum Geysirgebiet Haukadalur, zum Wasserfall Gullfoss und schließlich zur Blauen Lagune. (Fast) alle Straßen sind asphaltiert, was außerhalb von Städten echt nicht die Regel ist. Unser Auto war das billigst- und kleinstmögliche im Verleih und hat trotzdem rund 60 Euro/Tag gekostet. Es war... silber. So viel weiß ich noch. Vielleicht war es ein Toyota? Wir sind jedenfalls immer wieder über die Parkplätze gelaufen und haben versucht, alle in Frage kommenden Autos zu öffnen ("Is it this one? Or this one? Look, this one? Probably it is this one...").

Standbild
Die Fahrt war wunderbar, wobei ich mich or allem in Kreisverkehren über den dünnen Verkehr in Island gefreut habe - das machte die Tatsache, dass wir grundsätzlich in der Innenspur gefahren und ohne Blinken abgebogen sind, wesentlich entspannter... Und ich weiß jetzt auch, dass man in den USA rote Ampeln überfahren darf, wenn offensichtlich niemand im Weg ist.

Die Route führte zu erst einmal zum Thingvallavatn, den ich zuletzt erst vor einer Woche gesehen hatte (da ist man mal fünf Jahre lang nicht dort, und dann gleich zweimal innerhalb von zwei Wochen...). Die grauen Wolken passten diesmal wesentlich besser zur Gegend, das ganze Moos wirkte viel weicher und grüner - wirklich hübsch anzusehen.

Ein echter Geheimtipp! - Oder doch nicht?
Außerdem sind wir zu einem kleinen Wasserloch gekommen, dass ich beim letzten Mal nicht gesehen hatte. Das Wasser war unglaublich klar und blau, abgesehen von den vielen Münzen, die irgendwelche Leute darin hinterlassen hatten. "So ein hübscher Ort, muss man sich mal merken!", dachte ich noch - bis uns auf dem Rückweg ein deutsches Paar nach (offensichtlich) eben diesem Wasserloch fragte. Das ist wohl doch nicht so ein Geheimtipp...

Man könnte meinen, vom Thingvallavatn zum Geysir wäre die Strecke gut ausgebaut, wo sie doch so oft befahren wird. Tatsächlich führt sie über 18 Kilometer Gravel Road. Das heißt: Wellblech und Kiesel. Die Straße ist unbefestigt und ausgespült, sodass man nach einer Weile ordentlich ins Schwimmen kommt.

Crystalised
"Meinst du, es ist besser, wenn ich langsamer oder schneller fahre?" - es war die Wahl zwischen Pest und Cholera. Na, so schlimm wars nicht, aber nach den 18 Kilometern haben wir uns über glatten Asphalt sehr gefreut.

Im Geysirgebiet gibt es nicht nur heiße Quellen, sondern auch den Geysir "Geysir" (der allen anderen Geysiren seinen Namen gegeben hat, heute allerdings fast nur noch ruht) und den Geysir "Strokkur", der etwa alle Viertelstunde in die Luft geht. Total stark! Das ist besser als Kino. Rund um die Geysire sind außerdem heiße Quellen, die ständig vor sich hin blubbern. Das ist wie in einem natürlichen Abenteuerpark, nur dass man nirgends auf den Knopf drücken muss.

Obligatorisches Strokkur-Foto. Die Fontäne fällt
hier grad zusammen, sie wird ca. 15 m hoch
Inklusive Abenteuerpark-Besucher - wir waren gegen halb elf aufgebrochen, scheinbar der Haupt-Touristen-Verkehrszeit. Einige haben wir tatsächlich an zweien der drei Orte gesehen - zur Blauen Lagune hat es die wenigsten getrieben, aber dazu später mehr. Am besten finde ich immer noch die Exemplare, die mit ihren Camcordern minutenlang grüne, verhangene Landschaft filmen. Hooray for the patient relatives.

Übrigens kann man auch blaues Wasser minutenlang filmen
Die dritte und letzte Aktiv-Station sollte der Gullfoss sein. Das ist ein echt schöner, imposanter Wasserfall, auf dieser Tour der am nächsten im Landesinneren gelegene Spot. Diese Info möchte ich an dieser Stelle schon einmal fallen lassen. Imposant war sicherlich auch die Landschaft auf dem Weg dorthin - wenn man sie gesehen hätte. Tatsächlich hatte sich das Wetter mit jedem Ziel kontinuierlich in all seiner Schlechtigkeit gesteigert.

Am Gullfoss angekommen hat es dann einfach nur noch geregnet. Und zwar von allen Seiten, dank Wind, dem einzigen, was von dem schönen Wetter der letzten Tage geblieben ist. Stark, wie viele Leute es trotzdem noch bis zu den letzten Klippen gemacht haben - und wie mutig sie mit ihren Kameras gegen Regen und Sprühwasser gekämpft haben. Ja, auch ich habe natürlich dazugehört. Und was bin ich froh, dass es meine Kamera überlebt hat!

"Und manchmal schien das Wasser sogar von unten nach oben zu kommen..."
Im angeschlossenen Touristencenter hab ich ihr dann erstmal eine Packung Servietten und wir, Jules, und ich, uns einen warmen Kaffee gegönnt. Mittlerweile war es kurz nach sechs und wir bis auf die Knochen durchgeweicht - beste Voraussetzungen also, um den Tag in der Blauen Lagune ausklingen zu lassen.

Der Weg dorthin war anfangs ein Rückweg - allerdings nicht bei uns. Wir sind erstmal in die entgegengesetzte Richtung abgedüst, immer tiefer ins Nichts hinein. Aber immerhin auf einer asphaltierten Straße! Als uns allerdings nach einer Viertelstunde kein einziges Auto begegnet war und auch erst eine Abzweigung ausgeschildert worden war - kam uns das doch komisch vor. Nicht viel später kam dann auch die Aufklärung: In Gestalt des Hinweises "Gravel Road in 1 km".

Jules, icke und der Gullfoss. Nass-in-Nass
Im Nachhinein waren wir tatsächlich in die komplett falsche Richtung gefahren, nämlich voll ins Land hinein. So hatten wir den drei Golden-Circle-Spots noch einen vierten hinzugefügt: Ein Miniausflug ins isländische Outback. Wüste, Wüste, Steine und Wüste und Nebel. Das sollte sich nur unwesentlich ändern, als wir wieder auf dem richtigen Weg waren. Nur tauchte jetzt ab und an noch ein Haus am Straßenrand auf.

Die Blaue Lagune ist ein Mineral-Thermal-Bad mit bis zu 40 Grad heißen Quellen. Die hatten wir jetzt bitter nötig. Die letzte Probe, der wir uns stellen mussten, war allerdings der Weg vom Parkplatz zum Eingang der Besucherräume. Mittlerweile waren Regen und Wind wirklich fies geworden. Ach, hab ich schon erwähnt, dass Becken der Blauen Lagune fast ausschließlich im Freien sind?

Das ist zwar noch mal der Gullfoss, aber "annähernd"
so wars auch in der Blauen Lagune...
Man kann es so und so sehen: Einerseits gibt es sicherlich bessere Tage, um in ein Außenschwimmbad zu gehen. Andererseits: Schönwetterplanschen kann ja jeder! Whirlpools haben wir jedenfalls nicht gebraucht, so stark pfiff der Wind über die Wasseroberfläche. Das war wirklich spaßig. Und als die Regentropfen so schwer waren, dass es schon wehtat, sind wir schnell in die Dampfsauna gegangen.

Es war jedenfalls herrlich - trotz des horrenden Eintritts muss man einfach mal dort gewesen sein! Jules hat auch ein paar witzige Fotos gemacht, die ich hoffentlich bald bekomme. Es war gar nicht so leicht, die Kamera vor dem Wasser zu schützen, das durch den Wind ständig hochgepeitscht wurde.

Was für ein Touri-Tag! Inklusive klassischem Islandwetter. Das war wunderbar, zur Abwechslung - in jeder Hinsicht :)

So schön kann die Aussicht aus einem trockenen, warmen Auto sein!

Montag, 25. Juli 2011

Check!

Juchu, die neue Woche fängt ja gut an! Und zwar damit, dass ich zuerst ein Manuskript abgeliefert habe. Jetzt warte ich natürlich auf Anmerkungen - aber ich bin sehr froh, es schon mal eingereicht zu haben!

Gold und Gold
Dann bin ich zum Leuchtturm gejoggt und hab dort am Strand die Sonne genossen, bevor es wieder zurück ging. Den Muskelkater vom letzten Mal hab ich auch kaum noch gespürt (aua).

Leif. Watt sachst du denn dazu?
Zusätzlich hab ich mich für morgen dank einer Notiz im Hostel für die Golden-Circle-Tour verabredet. Mit hinterher Blauer Lagune. Urrrlaub!

Die Grauen Häfen
Den hab ich mir verdient, finde ich. Denn heute hab ich außerdem auch noch Villi Knudsen erreicht, jippie! Er ist aus dem Krankenhaus zurück! Ich kann ihn am Mittwoch treffen und dann endlich kennen lernen - und meine Reportage schreiben!! Ich bin schon seeeeehr gespannt auf das Treffen!

Ok - das könnte überall sein...
Und weil ich am Ende des Tages noch ziellos durch die Stadt und durch den Hafen geschlendert bin, gibt es diesmal überwiegend Fotos zu sehen. Ende der Durchsage :)

Samstag, 23. Juli 2011

Vulkanologenkinder

Heute habe ich joggend meinen Lieblingsort in Reykjavik gefunden. Es ist der Strand bei einem Leuchtturm westlich der Innenstadt. Der Weg dorthin führt lange Zeit zwischen Meer und Straße. Letztere endet in einem Parkplatz, von dort aus führt ein schmaler Landstreifen auf eine kleine Insel, auf der zwei Hütten und ein Leuchturm stehen.


Links des Landstreifens ist der Strand tatsächlich weiß. Aber nicht vom Sand, sondern von kleingeriebenen Muschelstücken, zerbrochenen Schneckenhäusern, Austern, Venusmuscheln und Krabbenscheren. Rechts bedecken grün-braune Algen knöcheltief das Ufer. Auf der Insel selbst wächst kniehoch der Strandhafer.

Wie gut, dass ich heute dort hingefunden habe. So bleiben mir noch fast zwei Wochen, in denen ich immer wieder zu diesem Leuchtturm laufen kann. Das bedeutet aber auch, dass ich jetzt schon seit einer Woche in Island und Reykjavik bin - Zeit, mal ein kleines Resümee zu ziehen.

Nächtlicher Blick auf den Esja
Amazing! ist, wie viele nette Leute ich hier schon kennen gelernt habe. Noch etwas, worauf ich nicht vorbereitet war. Ich hab eher erwartet, die meiste Zeit irgendwo zu sitzen (und auch da habe ich nicht erwartet, dass es hauptsächlich in so netten Cafés sein würden), zu schreiben, mich ab und an mit irgendwelchen Interviewpartnern zu treffen, und schlimmstenfalls irgendwo vereinsamt Lost in Reykjavik zu sein.

Stattdessen treffe ich mich zwischen Terminen und nach getaner Arbeit mit Leuten aus dem Hostel, oder Leuten, die ich über Leute aus dem Hostel kennen gelernt habe, oder Leuten, die ich auf ganz andere Weise getroffen habe. Das waren bisher...

Kristin, die an meinem ersten Freitag ins gleiche Hostel-Zimmer gezogen ist. Sie kam aus Schweden und war spontan nach Island gereist - und entsprechend ähnlich planlos wie ich, was die Gestaltung der Tage anging. Weil Minus und Minus Plus ergibt, sind wir am Samstag spontan gemeinsam auf den Esja, und am Sonntag zum Thingvellir gewandert. Das war alles so ungeplant und unkompliziert, dass es richtig entspannt war. Mittlerweile sollte sie auf einer Fähre zu den Faröer-Inseln, oder dort angekommen sein.

Dirk aus Kalifornien, der ebenfalls in unserem Hostel-Zimmer gewohnt hat. Ich musste morgens grundsätzlich nachfragen, was er gesagt hat, weil ich einfach noch nicht fit genug war, um seinem amerikanischen Dialekt zu folgen...

Streetart im Hafen von Reykjavik
Markus habe ich an der Hostel-Rezeption getroffen und dank seines Freitags-Portmonees sofort als Deutschen identifiziert. Mittlerweile hatte ich seit einer halben Woche fast nur Englisch gesprochen und fand es sehr erleichternd, endlich wieder deutsch reden zu können. Bis dahin hatte ich kaum Deutsche getroffen. Gemeinsam haben wir verschiedene Fisch-Restaurants ausprobiert (was Fisch angeht, haben es die Isländer einfach drauf...) und uns mehrmals die Laugarvegur erwandert. Das war eine großartige Zeit, wir hatten viel zu lachen. Seine Tourentipps fürs Hinterland werde ich in den kommenden Tagen auf jeden Fall noch umsetzen.

Matthieu (aus Frankreich) und Theo (aus Schweden) saßen eines Tages mit Markus an einem Tisch auf der Hostel-Terrasse. Über sie lernte ich Annika kennen, die aus Deutschland kommt und als Isländisch-Übersetzerin arbeitet. Sie kennt sich in Reykjavik ziemlich gut aus und hat mich vergangene Woche ins Kino mitgenommen, zu "Perlur og Svín". Momentan wandert sie durch den Westen des Landes.

Ida wohnt im gleichen Zimmer wie Annika und kommt eigentlich aus Dänemark. Sie spricht sehr gut deutsch und ist so spontan, dass sie unseren ursprünglich geplanten Wochenend-Trip zehn Minuten später abgesagt hat, weil in Reykjavik ein Straßenfest ist. Leider fliegt sie am Montag heim.

Urban Knitters auf der Laugarvegur, der Hauptstraße
Adrian traf ich gestern erst, um mir ein Fahrrad auszuleihen. Davon kann man immerhin sagen, dass es zwei Räder hat. Den Rest muss ich Montags unbedingt zur Reparatur bringen. Ich glaube, es kann fahren... wir werden sehen. Adrian arbeitet bei einem Whale-Watching-Unternehmen und lud mich noch am gleichen Abend zu Freunden ein.

Dort traf ich Anja, die gleich um die Ecke von meiner jetzigen Wohnung wohnt, und ihre Freunde Selma, Göla und Björn. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass die Väter von Göla und Björn ausgerechnet! Vulkanologen sind!! Und beide sind auch noch in Reykjavik! Als ich erzählt hatte, was mich nach Island treibt, boten mir beide die Telefonnummern ihrer Väter an, sodass ich sie in der nächsten Woche kontaktieren kann. Das ist natürlich großartig! Davon abgesehen, dass die Gesellschaft überhaupt total nett war - obwohl ich eigentlich ja ganz fremd war.

Noch mehr Streetart in Reykjavik
Einen Vulkanologen habe ich auch schon interviewt, Armann Höskuldsson. Ich führte mit ihm ein kleines Interview über die Katla. Nach seiner Meinung ist sie der Vulkan, der als nächstes ausbrechen wird. So viel seismische Aktivität, wie dort in den letzten Wochen registriert wurde, ist noch nie aufgezeichnet worden. Allerdings, wann das passieren könnte - das steht natürlich in den Sternen. Bis dahin ist seine Aufgabe hauptsächlich eines: Warten.

Mal sehen, was die kommenden Interviews bringen werden - und vor allem, wen ich alles noch interviewen werde. Ganz oben steht natürlich noch immer Villi Knudsen, den ich am Montag mal wieder anrufen werde. Bis dahin beschäftigt mich das Manuskript zum Gletscherlauf-Beitrag. Die letzten Tage habe ich mich vor allem mit den dazugehörigen O-Tönen herumgeschlagen und sie mir so zurechtgeschnitten, dass ich sie anhören kann, ohne ständig einzuschlafen.

Höher gelegt
Morgen werde ich vielleicht noch einmal raus aufs Land fahren. Das Wetter ist nach wie vor sommerlich, herrlich! Ich muss unbedingt das Fahrrad zum Fahren kriegen, dann bin ich wesentlich mobiler. Und dann werde ich auch einmal mit Kamera zum Leuchtturm kommen können, um Fotos von dort machen zu können.

Mittwoch, 20. Juli 2011

It's Oh So Quiet

Outside. Abends, bzw. nachts, aber dem Gefühl nach eher abends, ist es so still draußen. Kaum ein Auto fährt vorbei, von vorbeilaufenden Fußgängern ganz zu schweigen. Und Vögel singen hier auch nicht. Keine kreischenden Möwen, obwohl meine neue Unterkunft fast direkt am Wasser liegt. 

Nachts gegen halb zwei auf dem Heimweg
Ich wohne jetzt westlich der Innenstadt, in einem winzig kleinen Zimmer. Eine Matratze passt hinein, und wenn mein Rucksack daneben steht (der große), geht grad noch so die Tür auf. Hinzu kommt, dass die Decke schräg ist, weil die Wohnung direkt unterm Dach liegt.

Aber im Zimmer bin ich auch nur zum Schlafen. Ansonsten sitz ich im sehr gemütlichen Wohnzimmer, da macht die Zimmergröße nichts aus. Vom Badezimmer und von der Küche aus kann man bei gutem Wetter bis zum Snaefellsjökull sehen. Ein toller Ausblick beim Zähneputzen...

Hafenbecken-Impression
Wenn man in den Hausflur kommt, riecht es nach frischer Wäsche. Zusammen mit dem Teppich auf den Treppenstufen ist das schon ein bisschen heimelig. Die meiste Zeit bin ich allerdings in der Stadt unterwegs. Der Arbeitsalltag unterscheidet sich erschreckend wenig von daheim: Morgens aus dem Haus gehen, abends viel zu spät heimkommen.

Fat crabby crab, noch eine Hafenimpression
Heute war ich erneut an der Askja, dem Geologen-Institut der Uni Island. Ich hab mich mit Helgi Björnsson getroffen, er ist Glaziologe und hat die Gletscherläufe untersucht, die vor einer bzw. zwei Wochen bei der Katla und unter dem Vatnajökull aufgetreten sind. Erstere hatte damals eine fünf Meter hohe Welle erzeugt, die so gewaltig war, dass sie die südliche Ringstraße hinter Vik zerstört hatte.

Die zweite Flut war zwar nicht ganz so gewaltig, aber dafür unvorhergesehen. Sie hat sich in einem Gebiet ergossen, das nun wirklich nicht stark erschlossen ist. Die Frage ist nun, ob die Fluten von Seen unter dem Gletschereis erzeugt wurden, weil diese "aufgebrochen" sind, oder ob sie tatsächlich von Mini-Eruptionen unter dem Eis kommen - weil dort die Erde schon aufgebrochen ist.

Weiße Flecken auf der Landkarte
Um das herauszufinden, hat Helgi seine Proben an Sigurdur Gislason gegeben. Der ist Geochemiker und zieht anhand des Mineraliengehalts im Gletscherwasser Rückschlüsse auf die Ursache der Läufe. Er macht quasi ein Blutbild der Flut.

Wie das genau funktioniert, was Gletscherläufe sind, womit Sigurdur zu kämpfen hatte und was er letztlich herausgefunden hat - das alles hab ich nicht nur auf Band, sondern darf es auch für einen Radiobeitrag verarbeiten. Juchu!

200g Eyjafjallajökull-Aschen-Mehl im Glas
Morgen früh treff ich außerdem Armann Höskulsson. Der ist Vulkanologe und beschäftigt sich mit dem Meeresboden um die Westmännerinseln, die vulkanischen Ursprungs sind. Dort ist momentan aber nicht so viel los, verglichen mit den Aktivitäten in Südisland.

Beide, Helgi und Sigurdur, sind sich sicher, dass die Hekla sehr bald ausbricht. Die Frage ist nicht mehr, ob, sondern wann es passiert. Ich verfolge den Erdbebenticker immer gespannter...

...und esse zwischendurch Eis. Mit Lakritze