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Dienstag, 2. August 2011

Die taube Nuss

You see, there have been several journalists here until now. And nobody asked the questions you did. Das sind ziemlich komische Fragen. Ich weiß nicht, wofür du die Informationen brauchst. Was soll das für ein Artikel werden? Er nimmt einen großen Schluck Wasser und stellt das leere Glas hastig vor sich ab. Er kneift die Augen zusammen. Ich weiß, man könnte meinen, ich wäre ein Spion oder von der Konkurrenz oder so. - Ja, das kommt mir alles sehr komisch vor, sagt er misstrauisch und sieht mich an, als würde er einen Beweis auf seine Vermutung in meinem Ausdruck suchen.

Ich bin nicht da, um einen Reisebericht zu schreiben. Ich will nicht nacherzählen, wie Leute ihr eigenes Business schön reden. Das ist nicht meine Aufgabe. In den letzten Tagen habe ich einiges in Sachen Fragetechnik und Einfühlungsvermögen gelernt. Der Termin heute morgen war ein ziemlicher Kantenritt.

Spooky Arbeitsplatz
Gestern habe ich mich nun schon zum dritten Mal mit Villi Knudsen getroffen. Meine anfängliche Euphorie ist mittlerweile ziemlicher Ernüchterung gewichen. Scheinbar ist am Ende einer Reportage-Recherche wirklich nichts so, wie es am Anfang schien! In diesem Fall hat es sich jedenfalls ganz und gar nicht zu dem entwickelt, was ich mir vorgestellt habe.

Die Ergebnisse sind witzig und überraschend, jedenfalls für mich. Das kann ich mittlerweile sagen. Gestern war ich am Ende des Tages noch so voll Wut, dass ich in der Nacht sechs Seiten voll mit Notizen gekritzelt habe, bis mir die Hand brannte und die Augen zufielen.

In den letzten Tagen habe ich meine bisherigen Aufnahmen der Recherche abgehört und mir über meine eigenen Fragen die Haare gerauft. Kein Wunder, dass da nichts rauskommt! Hätte ich mich manchmal am liebsten selbst angeschrieen, und noch lauter hätte ich schreien können, als ich gestern beim vorerst letzten Interview-Termin saß, um die Sachen festzuklopfen, die mir so zweifelhaft erschienen.

Phew, calm down!
Immerhin kann ich sagen, dass ich all die Einblicke, die ich hier bekommen habe, nie hätte gewinnen können, wenn ich von daheim aus recherchiert hätte. Diese Reise ist ein enormes Lehrstück für mich, in jeder Hinsicht. Die letzten Tage nutze ich, um Wissenschaftler zu treffen und mich noch mehr mit Vulkangeschichten zu befassen.

Seit ein paar Tagen führe ich ein Recherche-Tagebuch (ziemlich erfolgreich, ehem...), ein sehr großes Hilfsmittel - und schönes Andenken, natürlich. Selbstgemacht! Ich musste es kaufen. Es lag in einem Laden in der Laugarvegur, der Haupteinkaufsstraße hier, und lachte mich mit eben diesem Zitat an, das mir seit ein paar Tagen im Kopf herumschwirrt.

        
All work and no play makes me a dull girl        ...und so siehts von innen aus
Nur noch zwei Tage, eigentlich! Am Freitag in aller Früh geht es wieder zurück. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass mir hier fast die Hand vom Schreiben abfällt. Und vielleicht wird ja meine Zeit doch noch unfreiwillig verlängert - wenn doch noch ein Vulkan ausbricht...

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